Umdenken und um die Ecke denken
Auch das Bedienkonzept ist anders als das vieler CMS. Drupal unterscheidet nicht zwischen „Frontend“ und „Backend“: Über das fein granulierte Rollen- und Rechtemanagement wird abgefragt, welche Berechtigungen anonyme oder eingeloggte Benutzer:innen haben, dann werden die entsprechenden Links/Menüs bereitgestellt. Berechtigungen werden administrativ entsprechend den Anforderungen gesetzt, so dass sich das System dem Einsatzzweck anpasst, nicht umgekehrt. Typische Redaktionsansichten erscheinen in einer Standardinstallation in einem eigenen Design (Theme), auf Wunsch kann das Aussehen mit einem Klick aber vollständig auf das „Frontend“-Erscheinungsbild angepasst werden.
Um einen Inhalt zu bearbeiten, navigiert eine Redakteurin auf die entsprechende Inhaltsseite, auf der (unter Berücksichtigung der eingestellten Berechtigungen) alle benötigten Funktionen zur Verfügung stehen (z. B. Bearbeiten oder Letzte Version wieder herstellen).
Wer von anderen Systemen die Organisation der Inhalte in einer Baumstruktur kennt, wird sich in Drupal neu orientieren müssen. Das System „denkt“ nicht in Hierarchien, sondern eher in Wiederverwendbarkeit. Nichtsdestotrotz kann jeder Inhalt einen eigenen Menüpunkt erhalten (oder mehrere). Dieser wird aber erst in dem Moment angelegt, in dem der Inhalt erstellt wird. Wer allerdings lieber einen Menübaum haben möchte, sei beruhigt: „Dafür gibt‘s doch ein Modul.“
Freiheit und Flexibilität
Das System geht grundsätzlich davon aus, dass Inhalte an mehreren Stellen auftauchen können. Die Eingabemasken für den Textkörper sehen die Eingabe einer Zusammenfassung vor, die standardmäßig für den Teaser auf Übersichtsseiten verwendet wird. In einer Grundinstallation erstellt Drupal chronologische oder stichwortbasierte Übersichtsseiten. Zusammenstellungen nach beliebigen anderen Kriterien lassen sich über Module realisieren.
Ein Kernstück des Systems ist die Taxonomie (Verschlagwortung). Begriffe innerhalb von (einfachen oder hierarchischen) Vokabularen können mit beliebigen Inhaltstypen verbunden werden und ermöglichen so verschiedene gefilterte (Über-)Sichten auf die Inhalte – oder auch auf die User. Inhaltstypen können selbst nach Belieben definiert werden, wobei die Felder für die Eingabemasken einfach ausgewählt werden.
Ein Beispiel: Es wird ein Inhaltstyp „Publikation“ angelegt mit den Feldern Titel, Untertitel, Verfasser, Verlag, Erscheinungsjahr, Inhaltsangabe, Publikationstyp. Das Feld „Verlag“ wird nicht als Freitextfeld angelegt, sondern als Referenz auf den Inhaltstyp „Verlagsprofil“, in dem weitere Informationen einschließlich Logo gepflegt werden. Der Weg zu einer Publikation kann nun über verschiedene Übersichtsseiten erfolgen: Alle Titel vom V-Verlag, Publikationen aus dem Jahr 2010, alle Beiträge von Mirja Musterling, neueste Publikationen vom Typ Fachartikel. Für die Steuerung der Zusammenstellungen können auch verborgene Felder angelegt werden.
Hierfür kommt Views zum Einsatz eins der beliebtetsten Core-Module. Es ermöglicht das individuelle „Zusammenklicken von Datenbankabfragen“ wie beispielsweise die oben beschriebenen. Hiermit werden auch Bausteine wie z. B. „verwandter Inhalt“ individuell zusammengestellt, gefiltert und priorisiert.
Hinzu kommen Feinheiten wie das Ausweisen einer Übersicht als „Archiv“ in Abhängigkeit vom Erstellungszeitpunkt - oder aber das Bereitstellen individueller Filterfunktionen, mit denen die Seitenbesucher:innen selbst steuern können, nach welchen Kriterien sie die Inhalte zusammengestellt bekommen möchten.