Wir freuen uns sehr, dass das offizielle CMS der Bundesregierung auf einem freien Open-Source-CMS basiert: TYPO3.
Closed-Source war lange alternativlos
Seit 2005 gab es ein offizielles CMS für den Bund: Der Vorteil lag auf der Hand: Statt immer wieder die Integration derselben Funktionen und dasselbe einheitliche Design in Websites zu integrieren, konnte auf einer gemeinsamen Basis aufgebaut werden.
Bis 2018 basierte dieser Government Site Builder (zu deutsch in etwa “Regierungs-Website-Baukasten”) auf der proprietären Software CoreMedia. Die Lizenz galt nur für Einrichtungen des Bundes; Länder und Kommunen mussten eigene Lizenzen erwerben.
Lange haben wir bei allen Gelegenheiten versucht zu missionieren: Warum Steuergelder einem einzelnen Hersteller zusichern, wenn es mit etlichen bewährten Open-Source-Lösungen doch schon ein “öffentliches Gut” gibt, das genutzt werden kann? Weiterentwicklungen mit öffentlichen Mitteln wären dann schließlich auch der Allgemeinheit zugute gekommen.
Open-Source wird salonfähig
2017 launchte dann die Free Software Foundation Europe die Kampagne “Public Money - Public Code”, die endlich eine breitere Öffentlichkeit erreichte. Wir können es nicht belegen, aber nach unserer Beobachtung änderte sich danach etwas in Ausschreibungen der öffentlichen Hand. Es wurde deutlich häufiger die Entwicklung und Veröffentlichung von Open-Source-Lösungen gefordert.
Zurück zum Government Site Builder (GSB): Version 10 war eine Evaluations-Edition, “basiert auf OpenSource-Komponenten”. In den “Nutzungsbedingungen für Evaluierungszwecke” (PDF vom 23.02.2021) finden sich Formulierungen wie “Nutzungsrecht nur zu internen Testzwecken” und “nicht dazu berechtigte, die Software zu dekompilieren”. Nun gut, erste vorsichtige Schritte auf ungewohntem Terrain, wir haben Verständnis dafür.
Tadaa: es ist ein TYPO3
Der Government Site Builder 11 basiert nun offiziell “auf dem Open Source Content-Management-System TYPO3”. Das ITZBund hebt die Vorteile von TYPO3 hervor:
- TYPO3 ist für einen professionellen, barrierefreien, sicheren, stabilen und skalierbaren Gebrauch ausgelegt und profitiert von einer aktiven Open Source Community im deutschsprachigen Raum.
- Aufgrund des großen Umfangs relevanter Funktionen ist eine schnelle Wartung und Pflege möglich.
- Infolge einer weiten Verbreitung von TYPO3 in der Bundesverwaltung ist eine einfache GSB-Migration und schnelle Einarbeitung erwartbar.
- Der Long Term Support über 3 Jahre ist ein wesentliches Merkmal für Stabilität und Verlässlichkeit des TYPO3-CMS.
Die offizielle Veröffentlichung bzw. “Freigabe” der Release GSB 11.1.1 “ist Ende 2023 geplant, damit ein Rollout ab 2024 beginnen kann.”
Anlass zur Zuversicht
Die “aktive Open-Source-Community” wir als einer der Vorteile gesehen. Hoffen wir, dass die Bundeseinrichtungen es schaffen, Weiterentwicklungen so generisch zu denken, dass diese in Folge dann auch allgemein als TYPO3-Weiterentwicklungen veröffentlicht werden.
Möglicherweise ist es ja mehr als ein Zufall, dass das Bundesministerium des Innern und für Heimat im Oktober 2021 meldet: Neu auch für TYPO3 – Login mit dem Online-Ausweis. Die Extension wurde (wie auch ein WordPress-Plugin) im Auftrag des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickelt und veröffentlicht. Geht doch.
Anlass zur Freude
Wir freuen uns ganz offiziell als Dachverband der relevantesten FOSS-CMS, dass die beharrlichen Bemühungen von uns und anderen FOSS-Organisationen allgemein endlich gefruchtet haben. Wir freuen uns besonders auch deshalb, weil wir während der Evaluationsrunde für das neue offizielle CMS des Bundes im intensiven Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren innerhalb der Verwaltungen und den Communities vermitteln konnten. Die Vorauswahl war zu dem Zeitpunkt bereits auf Drupal und TYPO3 eingegrenzt worden. Wir haben viele Fragen zur Softwareeignung und allgemeine Fragen zum Open-Source-Einsatz beantwortet. Wir freuen uns, das dies sinnvoll investierte Lebenszeit gewesen ist.